Montag, 14. Februar 2011

Lehrertoiletten

Es hat ja was, in einem denkmalgeschützten Gebäude zu arbeiten.
Zum Beispiel hat man im Klassenzimmer kein Waschbecken. Die Fenster zur Hauptverkehrsstraße sind nicht doppelverglast, so dass man entweder erstickt oder vor lauter Straßenlärm sein eigenes Wort kaum versteht. Die Treppenstufen sind ausgetreten von tausenden kleinen Füßen, die im Laufe der Jahrzehnte die Treppen hinauf und hinunter gingen. Die Akustik im Treppenhaus ist bemerkenswert, jedes Konzert findet deshalb da statt... auch aus dem Grunde, weil die Schule keine Aula hat. So ein altes Gebäude hat eben seinen sehr besonderen Charme.
Das trifft selbstverständlich auch für die Lehrerzimmer zu und für die Lehrertoiletten. Es gibt zwei solche Toiletten, eine für Männer,eine für Frauen,. Die Toilette für Männer wird von den Frauen mitbenutzt wegen akuten Lehrermangels... die Männer sind in anderen Berufen. Spekulationen, warum das so ist stelle ich gerne mal an anderer Stelle an...
Die Lehrerin verkneift sich jedes Bedürfnis so lange es geht. Aber bei mehreren Stunden Anwesenheit in dem wunderschönen Gebäude und nach mehreren Kannen Kaffee bleibt es nicht aus... der Weg zur Lehrertoilette muss eingeschlagen werden.
Da freut man sich schon, wenn es wenigstens noch Sommer ist und die Lehrertoilette angenehm temperiert ist. Im Winter gibt eine kleine Heizung im Vorraum alles, was sie geben kann, aber gegen drei Außenwände kommt sie nicht an. Man kann es nicht beschönigen: Im Winter ist es im Lehrerklo im wahrsten Sinne des Wortes... arschkalt! Da bleibt niemand länger als notwendig! Und da geht niemand hin, wenn es nicht ganz unbedingt sein muss.
Also beeilt sich die Lehrerin und rennt auf die Toilette. Türe abschließen, aufs Klo setzen, erledigen, was da nunmal erledigt werden muss... Griff zum Klopapier... und da stockt der flüssige Ablauf.
Das kann doch nicht wahr sein! Die Kollegen sind doch alle erwachsen! Warum hängt da eine leere Klopapierrolle? Warum wechselt nicht derjenige, der das letzte Blatt verbraucht hat, die Rolle und hängt eine neue, dicke Rolle hin?
Ist ja wie zu Hause!
Auch da ist FrolleinLehrerin die einzige, die die Rollen wechselt, erklärt sich das aber mit der Unmündigkeit der eigenen Brut.
Aber hier? In der Schule? Wie erklärt sich die Wechselmüdigkeit der Kolleginnen? FrolleinLehrerin ist geneigt, ebenfalls auf Unmündigkeit zu plädieren, besonders, wenn sie so lästerlich an einige Kolleginnen denkt...
Aber was tun? Frollein Lehrerin hat da mehrere taktiken und wendet sie je nach Laune an.
Taktik1: Nur bei besonders guter Laune... also sehr selten... wechselt FrolleinLehrerin einfach kommentarlos und selbst die Rolle. fertig.
Taktik2: Im Normalfall sagt sich FrolleinLehrerin, dass sie hier nicht die Mutter des Kollegiums ist und bedient sich an der bereitstehenden Ersatzrolle, die hoch oben auf der Fensterbank steht.
Taktik3: Die Fensterbank ist so hoch oben, dass selbst FrolleinLehrerin sie nur mit Mühe im Sitzen erreichen kann. Und Frollein Lehrerin ist groß! Viel größer als die zierlichen Kolleginnen. Und so kommt es vor, dass die Rollen irgendwie manchmal ganz weit hinten stehen, wenn FrolleinLehrerin das Lehrerklo verlässt. Da kommt ganz sicher niemand mehr im Sitzen dran. FrolleinLehrerin hat eine schwarze Seele... manchmal...

Dann wird abgezogen... und auch da ist die Tücke im Objekt oder der Geist im Lehrerklo... die Druckspülung gibt so viel Schwung, dass die Tropfen bis auf die Klobrille spritzen. Das macht man weg!
Natürlich!
Aber nachdem Frollein Lehrerin sich schon mehrfach in solche Tropgfen gesetzt hat, weil sie annahm, dass die erwachsenen Menschen im Kollegium ein Klo reinlich hinterlassen, passt sie nun erstens vorher auf und wischt einmal über die Brille... und wischt zweitens selbstverständlich auch die Brille trocken, wenn sie das Klo verlässt... wenn nicht die schwarze Seele sagt... geh einfach raus... manchmal...

Händewaschen... mit der Flüssigseife, die eklig nach irgendwelchen Blumen riecht und die die Schulleitung extra gekauft hat? Und die man dann noch den ganzen tag an den Händen riecht? Da kommt nicht mal Kreidestaub gegen an.
Oder doch nur ein bisschen Wasser über die Hände laufen lassen? Abtrocknen fertig?
Schnell wieder raus ins Warme... und dem einzigen Mann der Schule in die Hände laufen, der brav vor dem Männerklo gewartet hat und auf keinen Fall das Frauenklo betreten hätte.
Da ist FrolleinLehrerin froh, dass heute ihre schwarze Seele nicht gewonnen hat und der Kollege ein reinliches Klo vorfindet...

Aber alles ist besser, als aufs Schülerklo zu gehen...

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