Sonntag, 13. Februar 2011

Kakao und Milch...

Genau dafür studiert man ja. Davon träumt man schon während des Studiums.... und es ist gut, dass man akademisch ausgebildet ist, um diesen wichtigen Job auszufüllen.
Der Hausmeister gibt den Startschuss... er hängt einen Zettel an das schwarze Brett im Lehrerzimmer:
Kakaogeld einsammeln
Da weiß jede Lehrerin, was nun zu tun ist.
Sie schreibt einen Hinweis an die Tafel ihrer Klasse... Kakaogeld.... und schon geht es los.
Die Schüler der dritten Klasse reagieren, als hätten sie noch nie Kakaogeld bezahlt.
FrolleinLehrerin, kann ich das auch noch morgen mitbringen? Kann ich auch Milch bestellen? Meine Mama ist heute nicht da! Wieviel kostet das nochmal?
Ja, du kannst es auch morgen mitbringen, Ja, du kannst auch Milch bestellen und dann sagst du eben deinem Papa Bescheid oder fragst deine Mama morgen. Und es kostet wie immer 6 Euro.

Die ganz schlauen Eltern haben ihren Kindern vorsorglich einen Briefumschlag mitgegeben und diese Kinder stehen bereits vor der Lehrerin und wedeln mit dem Umschlag. Ich kann schon bezahlen.
Damit überfordern sie die gut vorbereitete Lehrerin selbstverständlich nicht. Geld wird einkassiert und ein Kreuzchen hinter dem Kindernamen in der Kakaoliste gemacht.
Schön, dass nun doch endlich Mathe beginnen kann.
Am nächsten Tag wird die Lehrerin schon auf dem Schulhof mit einem Briefumschlag mit abgezähltem Kakaogeld begrüßt. Nein, ich sammel erst in der Klasse ein, ich hab hier keine Liste.
Die Lehrerin kennt sich... sie würde sofort vergessen, wer ihr hier auf dem Schulhof das Geld in die Hand gedrückt hat. Auch Lehrerinnen brauchen Struktur und Ordnung.
In der Klasse wird wieder eingesammelt, es werden Kreuzchen gemacht, FrolleinLehrerin, kannst du auch wechseln? Lehrerin kramt im Geld, nein das geht nicht, Lehrerin holt ihren eigenen Geldbeutel und wechselt da das Geld... und wieder beginnt der Unterricht verspätet
Am dritten und letzten Tag kommen wieder einige Nachzügler. Wieder wird Geld eingesammelt und es werden Namen angekreuzt. Ein Kind weint bitterlich: FrolleinLehrerin, ich habe es nur vergessen, kannst du für mich bezahlen, ich bringe es ganz sicher morgen mit. Lehrerin blutet das Herz, aber sie bleibt hart. Mehrere schlechte Erfahrungen an dieser Stelle, die Löcher in den privaten Geldbeutel rissen, haben da Prinzipien geformt. Nein, es tut mir Leid, aber das mache ich nicht. Kind weint bitterlich. Lehrerin wird fast weich und beginnt dann doch und mal wieder verspätet, mit dem Unterricht.
Lehrerin übergibt Geld und Liste dem Hausmeister und hört sich Ermahnungen an: Bitte sorgen Sie dafür, dass ihre Klasse den Kasten mit den leeren Flaschen täglich zurückbringt.
Lehrerin weiß, dass das nicht immer vorschriftsmäßig klappt, sie ist eine Teilzeitkraft und in der letzten Stunde sind Fachlehrer in der Klasse, die nicht an den Kakao denken.
Lehrerin erinnert nochmal die Fachkollegen, die leicht genervt die Augen verdrehen aber versprechen, dass sie versuchen, daran zu denken.
Lehrerin weiß schon, dass das wieder nichts wird, also redet sie nochmal eindringlich mit der Klasse: Der Kakaodienst muss in Zukunft besser daran denken, am Ende des Unterrichtstages den Kakaokasten wegzubringen.
Kakaodienst meldet sich und will den Dienst kündigen. Macht gar keinen Spaß!
Lehrerin ist fast geneigt, dem zuzustimmen, so einen unzuverlässigen Kakaodienst gab es selten. Das wäre aber eher unpädagogisch, nur bequem. Lehrerin ist schwer hin und hergerissen zwischen Pädagogik und einem Leben ohne Hausmeisterärger, besinnt sich dann aber auf hehre Lehrerideale und belässt den Kakaodienst im Amt. Das bedeutet naürlich mehr Kontrolle und mehr Zeitaufwand.
Am nächsten Tag stimmt die Zusammensetzung im Kakaokasten nicht. Es sind zwei Milch zuwenig und dafür drei Kakao zuviel. FrolleinLehrerin, was sollen wir jetzt machen? Lehrerin schickt zwei Kinder zum Hausmeister, um das zu klären.
Hausmeister erscheint in der Klasse und beschuldigt den Kakaodienst, die Zusammensetzung des Kastens eigenmächtig vertauscht zu haben. Lehrerin traut es den Früchtchen vom Kakaodienst absolut zu, mag aber auch nicht dem Hausmeister zustimmen, der den Kakaodienst dieser Klasse eh für schlecht organisiert hält und die Lehrerin dafür verantwortlich macht. Diplomatisch neutral sichert die Lehrerin zu, den Sachverhalt zu prüfen und mit den Kindern zu reden. Hausmeister ist nicht zufrieden, blickt sich in der Klasse um und stellt fest, dass die Kinder auch mal besser den Boden fegen müssen... und geht wieder. Lehrerin nimmt sich den Kakaodienst zur Brust, der den lustigen Streich zugibt. Lehrerin verlängert den Kakaodienst und lässt die beiden Schüler noch zusätzlich den Boden fegen.
Lehrerin stellt fest, dass die Stunde schon wieder fast vorbei ist und bekommt leichte Schweißausbrüche, wenn sie an VERA denkt. Die Kinder finden, dass das eine äußerst amüsante Mathestunde war und fragen, wann sie denn endlich auch mal wieder Kakao bestellen dürfen.
Bald, liebe Schüler, bald... sobald der Hausmeister seinen Zettel aufhängt!

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