Dienstag, 15. Februar 2011

Valentinstag

Ich gestehe... ich liebe den Valentinstag!
Selbstverständlich darf man das als gebildeter Mensch nicht zugeben, sondern muss verstehend nicken, wenn die links-intellektuellen Kollegen über die Geschäftemacherei an diesem Tag schimpfen, der natürlich wieder aus den USA über Europa schwappt. Ein Tag nur für Blumenhändler und Schoko-Fabrikanten. Und selbstverständlich gibt es 364 andere Tage im Jahr, an denen man sich Geschenke machen kann, Herzchen basteln kann und sich sagen kann, dass man sich mag. Natürlich!
Trotzdem habe ich mit meiner Klasse Herzchen gebastelt... einfach so... weil ich Herzchen mag.
Valentinstag? Damit hat das nichts zu tun!
Ich kann sehr unschuldig gucken.
Die Schüler jedenfalls basteln gerne Herzchen. Sieht als Klassendeko schön aus und wenn sie sich beeilen dürfen sie sogar noch ein Herzchen für ihre Mama basteln. Jaaaaa, das machen alle. Nur so natürlich, Nicht wegen Valentinstag. Ich werde doch meine Schüler nicht beeinflussen! Wer weiß, vielleicht ist das Elternhaus links-intellektuell, das gibt nur Ärger.
Trotzdem kommt das Gespräch auf den Valentinstag. Ich bleibe neutral. Ja, manche mögen diesen Tag, andere mögen ihn nicht und wieder anderen ist er ganz egal.Man kann ja auch das ganze Jahr zeigen, dass man sich mag, aber manche finden so einen besonderen Tag eben auch schön.
FrolleinLehrerin und du?
Hach, immer diese direkten Fragen! Herauswinden geht nicht, ich bin immer zu ehrlich. Ja, ich mag den Valentinstag.
Bekommst du auch ein Geschenk? Nein, eher nicht. Aber das ist nicht schlimm. Ich mag den Tag trotzdem.
Die Herzchen sind gebastelt, die Klasse ist geschmückt, der Valentinstag kommt.
Zur Frühstückspause stehen fünf Mädchen an meinem Pult und sehen mich erwartungsvoll an.
FrolleinLehrerin, wir wollten dir einen schönen Valentinstag wünschen.
Und sie überreichen eine eingepackte Schokolade und fünf selbstgemalte Bilder, voll mit Herzchen.
Und sie strahlen übers ganze Gesicht und freuen sich, dass FrolleinLehrerin sichtlich gerührt ist.

Montag, 14. Februar 2011

Lehrertoiletten

Es hat ja was, in einem denkmalgeschützten Gebäude zu arbeiten.
Zum Beispiel hat man im Klassenzimmer kein Waschbecken. Die Fenster zur Hauptverkehrsstraße sind nicht doppelverglast, so dass man entweder erstickt oder vor lauter Straßenlärm sein eigenes Wort kaum versteht. Die Treppenstufen sind ausgetreten von tausenden kleinen Füßen, die im Laufe der Jahrzehnte die Treppen hinauf und hinunter gingen. Die Akustik im Treppenhaus ist bemerkenswert, jedes Konzert findet deshalb da statt... auch aus dem Grunde, weil die Schule keine Aula hat. So ein altes Gebäude hat eben seinen sehr besonderen Charme.
Das trifft selbstverständlich auch für die Lehrerzimmer zu und für die Lehrertoiletten. Es gibt zwei solche Toiletten, eine für Männer,eine für Frauen,. Die Toilette für Männer wird von den Frauen mitbenutzt wegen akuten Lehrermangels... die Männer sind in anderen Berufen. Spekulationen, warum das so ist stelle ich gerne mal an anderer Stelle an...
Die Lehrerin verkneift sich jedes Bedürfnis so lange es geht. Aber bei mehreren Stunden Anwesenheit in dem wunderschönen Gebäude und nach mehreren Kannen Kaffee bleibt es nicht aus... der Weg zur Lehrertoilette muss eingeschlagen werden.
Da freut man sich schon, wenn es wenigstens noch Sommer ist und die Lehrertoilette angenehm temperiert ist. Im Winter gibt eine kleine Heizung im Vorraum alles, was sie geben kann, aber gegen drei Außenwände kommt sie nicht an. Man kann es nicht beschönigen: Im Winter ist es im Lehrerklo im wahrsten Sinne des Wortes... arschkalt! Da bleibt niemand länger als notwendig! Und da geht niemand hin, wenn es nicht ganz unbedingt sein muss.
Also beeilt sich die Lehrerin und rennt auf die Toilette. Türe abschließen, aufs Klo setzen, erledigen, was da nunmal erledigt werden muss... Griff zum Klopapier... und da stockt der flüssige Ablauf.
Das kann doch nicht wahr sein! Die Kollegen sind doch alle erwachsen! Warum hängt da eine leere Klopapierrolle? Warum wechselt nicht derjenige, der das letzte Blatt verbraucht hat, die Rolle und hängt eine neue, dicke Rolle hin?
Ist ja wie zu Hause!
Auch da ist FrolleinLehrerin die einzige, die die Rollen wechselt, erklärt sich das aber mit der Unmündigkeit der eigenen Brut.
Aber hier? In der Schule? Wie erklärt sich die Wechselmüdigkeit der Kolleginnen? FrolleinLehrerin ist geneigt, ebenfalls auf Unmündigkeit zu plädieren, besonders, wenn sie so lästerlich an einige Kolleginnen denkt...
Aber was tun? Frollein Lehrerin hat da mehrere taktiken und wendet sie je nach Laune an.
Taktik1: Nur bei besonders guter Laune... also sehr selten... wechselt FrolleinLehrerin einfach kommentarlos und selbst die Rolle. fertig.
Taktik2: Im Normalfall sagt sich FrolleinLehrerin, dass sie hier nicht die Mutter des Kollegiums ist und bedient sich an der bereitstehenden Ersatzrolle, die hoch oben auf der Fensterbank steht.
Taktik3: Die Fensterbank ist so hoch oben, dass selbst FrolleinLehrerin sie nur mit Mühe im Sitzen erreichen kann. Und Frollein Lehrerin ist groß! Viel größer als die zierlichen Kolleginnen. Und so kommt es vor, dass die Rollen irgendwie manchmal ganz weit hinten stehen, wenn FrolleinLehrerin das Lehrerklo verlässt. Da kommt ganz sicher niemand mehr im Sitzen dran. FrolleinLehrerin hat eine schwarze Seele... manchmal...

Dann wird abgezogen... und auch da ist die Tücke im Objekt oder der Geist im Lehrerklo... die Druckspülung gibt so viel Schwung, dass die Tropfen bis auf die Klobrille spritzen. Das macht man weg!
Natürlich!
Aber nachdem Frollein Lehrerin sich schon mehrfach in solche Tropgfen gesetzt hat, weil sie annahm, dass die erwachsenen Menschen im Kollegium ein Klo reinlich hinterlassen, passt sie nun erstens vorher auf und wischt einmal über die Brille... und wischt zweitens selbstverständlich auch die Brille trocken, wenn sie das Klo verlässt... wenn nicht die schwarze Seele sagt... geh einfach raus... manchmal...

Händewaschen... mit der Flüssigseife, die eklig nach irgendwelchen Blumen riecht und die die Schulleitung extra gekauft hat? Und die man dann noch den ganzen tag an den Händen riecht? Da kommt nicht mal Kreidestaub gegen an.
Oder doch nur ein bisschen Wasser über die Hände laufen lassen? Abtrocknen fertig?
Schnell wieder raus ins Warme... und dem einzigen Mann der Schule in die Hände laufen, der brav vor dem Männerklo gewartet hat und auf keinen Fall das Frauenklo betreten hätte.
Da ist FrolleinLehrerin froh, dass heute ihre schwarze Seele nicht gewonnen hat und der Kollege ein reinliches Klo vorfindet...

Aber alles ist besser, als aufs Schülerklo zu gehen...

Sonntag, 13. Februar 2011

Kakao und Milch...

Genau dafür studiert man ja. Davon träumt man schon während des Studiums.... und es ist gut, dass man akademisch ausgebildet ist, um diesen wichtigen Job auszufüllen.
Der Hausmeister gibt den Startschuss... er hängt einen Zettel an das schwarze Brett im Lehrerzimmer:
Kakaogeld einsammeln
Da weiß jede Lehrerin, was nun zu tun ist.
Sie schreibt einen Hinweis an die Tafel ihrer Klasse... Kakaogeld.... und schon geht es los.
Die Schüler der dritten Klasse reagieren, als hätten sie noch nie Kakaogeld bezahlt.
FrolleinLehrerin, kann ich das auch noch morgen mitbringen? Kann ich auch Milch bestellen? Meine Mama ist heute nicht da! Wieviel kostet das nochmal?
Ja, du kannst es auch morgen mitbringen, Ja, du kannst auch Milch bestellen und dann sagst du eben deinem Papa Bescheid oder fragst deine Mama morgen. Und es kostet wie immer 6 Euro.

Die ganz schlauen Eltern haben ihren Kindern vorsorglich einen Briefumschlag mitgegeben und diese Kinder stehen bereits vor der Lehrerin und wedeln mit dem Umschlag. Ich kann schon bezahlen.
Damit überfordern sie die gut vorbereitete Lehrerin selbstverständlich nicht. Geld wird einkassiert und ein Kreuzchen hinter dem Kindernamen in der Kakaoliste gemacht.
Schön, dass nun doch endlich Mathe beginnen kann.
Am nächsten Tag wird die Lehrerin schon auf dem Schulhof mit einem Briefumschlag mit abgezähltem Kakaogeld begrüßt. Nein, ich sammel erst in der Klasse ein, ich hab hier keine Liste.
Die Lehrerin kennt sich... sie würde sofort vergessen, wer ihr hier auf dem Schulhof das Geld in die Hand gedrückt hat. Auch Lehrerinnen brauchen Struktur und Ordnung.
In der Klasse wird wieder eingesammelt, es werden Kreuzchen gemacht, FrolleinLehrerin, kannst du auch wechseln? Lehrerin kramt im Geld, nein das geht nicht, Lehrerin holt ihren eigenen Geldbeutel und wechselt da das Geld... und wieder beginnt der Unterricht verspätet
Am dritten und letzten Tag kommen wieder einige Nachzügler. Wieder wird Geld eingesammelt und es werden Namen angekreuzt. Ein Kind weint bitterlich: FrolleinLehrerin, ich habe es nur vergessen, kannst du für mich bezahlen, ich bringe es ganz sicher morgen mit. Lehrerin blutet das Herz, aber sie bleibt hart. Mehrere schlechte Erfahrungen an dieser Stelle, die Löcher in den privaten Geldbeutel rissen, haben da Prinzipien geformt. Nein, es tut mir Leid, aber das mache ich nicht. Kind weint bitterlich. Lehrerin wird fast weich und beginnt dann doch und mal wieder verspätet, mit dem Unterricht.
Lehrerin übergibt Geld und Liste dem Hausmeister und hört sich Ermahnungen an: Bitte sorgen Sie dafür, dass ihre Klasse den Kasten mit den leeren Flaschen täglich zurückbringt.
Lehrerin weiß, dass das nicht immer vorschriftsmäßig klappt, sie ist eine Teilzeitkraft und in der letzten Stunde sind Fachlehrer in der Klasse, die nicht an den Kakao denken.
Lehrerin erinnert nochmal die Fachkollegen, die leicht genervt die Augen verdrehen aber versprechen, dass sie versuchen, daran zu denken.
Lehrerin weiß schon, dass das wieder nichts wird, also redet sie nochmal eindringlich mit der Klasse: Der Kakaodienst muss in Zukunft besser daran denken, am Ende des Unterrichtstages den Kakaokasten wegzubringen.
Kakaodienst meldet sich und will den Dienst kündigen. Macht gar keinen Spaß!
Lehrerin ist fast geneigt, dem zuzustimmen, so einen unzuverlässigen Kakaodienst gab es selten. Das wäre aber eher unpädagogisch, nur bequem. Lehrerin ist schwer hin und hergerissen zwischen Pädagogik und einem Leben ohne Hausmeisterärger, besinnt sich dann aber auf hehre Lehrerideale und belässt den Kakaodienst im Amt. Das bedeutet naürlich mehr Kontrolle und mehr Zeitaufwand.
Am nächsten Tag stimmt die Zusammensetzung im Kakaokasten nicht. Es sind zwei Milch zuwenig und dafür drei Kakao zuviel. FrolleinLehrerin, was sollen wir jetzt machen? Lehrerin schickt zwei Kinder zum Hausmeister, um das zu klären.
Hausmeister erscheint in der Klasse und beschuldigt den Kakaodienst, die Zusammensetzung des Kastens eigenmächtig vertauscht zu haben. Lehrerin traut es den Früchtchen vom Kakaodienst absolut zu, mag aber auch nicht dem Hausmeister zustimmen, der den Kakaodienst dieser Klasse eh für schlecht organisiert hält und die Lehrerin dafür verantwortlich macht. Diplomatisch neutral sichert die Lehrerin zu, den Sachverhalt zu prüfen und mit den Kindern zu reden. Hausmeister ist nicht zufrieden, blickt sich in der Klasse um und stellt fest, dass die Kinder auch mal besser den Boden fegen müssen... und geht wieder. Lehrerin nimmt sich den Kakaodienst zur Brust, der den lustigen Streich zugibt. Lehrerin verlängert den Kakaodienst und lässt die beiden Schüler noch zusätzlich den Boden fegen.
Lehrerin stellt fest, dass die Stunde schon wieder fast vorbei ist und bekommt leichte Schweißausbrüche, wenn sie an VERA denkt. Die Kinder finden, dass das eine äußerst amüsante Mathestunde war und fragen, wann sie denn endlich auch mal wieder Kakao bestellen dürfen.
Bald, liebe Schüler, bald... sobald der Hausmeister seinen Zettel aufhängt!

Auch Lehrer lernen... das Bloggen

Dies ist ein Test... nur mal sehen, ob ich das kann.
Irgendwo muss man ja mal loswerden, was sich so im Laufe der Lehrertage ansammelt... mit Schülern kann man es nicht besprechen, die Kollegen haben eigene Schüler, für deren Erlebnisse ich mich zugegebenermaßen auch nur sehr gemäßigt interessiere... kann also auch nicht erwarten, dass die Kollegen mir erwartungsvoll an den Lippen hängen, wenn ich von mir gebe, was mein Tag für Erkenntnisse gebracht hat. Zu Hause kann man auch nicht alles loswerden... Mama, hör auf mit deinem Lehrerkram, du hast Feierabend!

Also werde ich jetzt mal bloggen... niemand kennt diesen Blog, ich werde ihn auch nicht weiter bekannt machen... und werde hier über meinen Lehrerinnenalltag berichten... von Schülern, von Kollegen, von Schulleitern, von Organisation, von alten Schulgebäuden, von Akten, von Ausflügen... äääh... Unterrichtsgängen, von Konferenzen, von  Zeugnissen, von Noten, von Korrekturen, von Kakaogeld....

Und wenn meine Sanftmut und Geduld ein klein wenig zur Neige gehen... dann bleibt eigentlich nur noch der Sinn für Situationskomik und  eine große Portion Humor...